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Kull-Urech, Johannes
(1814–1885) |
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L*
22.10.1814 Niederlenz, † 1.4.1885 Zofingen;
Heimatort: Niederlenz. |
Oberlehrer, Friedensrichter und Dichter. |
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Johannes Kull war der Sohn des Modelstechers
Jakob und der Susanna Kull-Widmer. Er wuchs in
Niederlenz auf und ging da zur Schule. Nach der
Schule wollte er eigentlich Schmied werden,
entschied sich dann aber 1832 nach Aarau zu
gehen und dort ins Lehrerseminar einzutreten.
Seine Ausbildung dauerte drei Jahre; die
Seminardirektoren Philipp Jakob Nabholz und
Augustin Keller blieben ihm in bester
Erinnerung. Seine Lehrtätigkeit begann er 1835
in Kulm. 1836 heiratete er Susanna Urech, einer
Niederlenzer Bürgerin, mit der er 6 Kinder
hatte, von denen 2 jung verstorben sind. Von
1836–1862 war er Oberlehrer an der
Gemeindeschule von Niederlenz und gleichzeitig
viele Jahre bis 1867 Lehrer an der Fabrikschule
der Firma Hünerwadel & Comp. im Haus
"Grundstein". Es wurde erzählt, dass er die
Schule "mit solcher Treue, solchem Fleiß und
Geschick leitete, dass man ihn weit über die
Grenzen seiner Wirksamkeit hinaus als rechten
Musterlehrer betrachtete, achtete und ehrte".
Nachdem er einen eigenen Hausstand gegründet
hatte, führte er auch noch eine nicht
unbedeutende Landwirtschaft und fand dennoch
Zeit, an der eigenen Fortbildung zu arbeiten und
sich der Poesie zu widmen. Im Jahr 1859 verstarb
unerwartet seine Gattin und 1861 verlor er
seinen einzigen Sohn Adolf, der auch Lehrer
geworden ist und erst drei Jahre als solcher
gearbeitet hatte. Diese Verluste setzten ihm
derart zu, dass er sich gedrungen fühlte, 1862
von der Oberlehrerstelle zurückzutreten; 27
Jahre hatte er diese inne gehabt. Die
Fabrikschule leitete er noch bis 1867. |
Völlig zur Ruhe setzte er sich aber nicht. Die
Erziehungsbehörden des Kantons übertrugen ihm
das Amt des Schulinspektors über die eine Hälfte
der Gemeinden des Bezirks Lenzburg. Daneben
wurde er von den Stimmbürgern des Kreises
Lenzburg zum Friedensrichter gewählt. Es wurde
gesagt, dass er "beide Ämter mit derselben
Treue, Gewissenhaftigkeit und Menschlichkeit
besorgte, wie früher das Lehramt". Zusätzlich
war er noch eine längere Reihe von Jahren
Amtsstatthalter am Platze des
Friedensrichteramtes und im Vorstand der
Hypothekarbank Lenzburg. |
Am Schluss des Schulexamens 1878 traf ihn Mitten
in der Schlussrede ein Hirnschlag. Da er sich
nie ganz davon erholen konnte, musste er von
allen seinen Ämtern zurücktreten. Die letzten
Monate seines Lebens verbrachte der immer noch
heitere Greis bei seiner ältesten Tochter in
Zofingen. |
Er wurde nach seinem Tode folgendermaßen
gewürdigt: |
"Der Verstorbene ist ein Schulmeister von Gottes
Gnaden gewesen, ausgerüstet mit einer nicht
gewöhnlichen Mitteilungsgabe, mit einem feinen
Sinn für Humor, den er in manchen Gelegenheits-
und anderen Gedichten, bei Lehrerversammlungen
und Festfeiern sprudeln ließ." |
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Quelle und Schrift: |
† Johannes Kull. In: Aargauisches Schulblatt,
Nr.8, 18.4.1885. |
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Hans Muggli, 25. Herbsting 2016 |
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