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Büchli / Büchly, Werner (1871-1942)

 

 

* 8.4.1871 Lenzburg, † 11.12.1942 Lenzburg; Heimatort: Elfingen, Lenzburg.

Maler, Grafiker und Zeichner. Mosaik, Wandbild und Sgraffito.

 

 
 

Foto Werner Büchli

 
Werner Büchli ist als Sohn des Elfinger Färbermeisters Samuel und seiner 2. Frau, der Maria Büchli-Huber, zur Welt gekommen. Er wuchs in Lenzburg mit 2 Halb- und 3 Geschwistern auf, besuchte hier die Schulen und trat 1888 in Aarau in die kantonale Gewerbeschule ein. Hier war Max Wolfinger sein Lehrer im Kunstzeichnen. Nach zwei Jahren verließ er die Kantonsschule und verbrachte drei Jahre an der Kunstakademie Karlsruhe, um Malerei zu studieren.  Sodann war er an der Universität Basel zehn Jahre lang als wissenschaftlicher Zeichner anatomischer Präparate tätig; seine Arbeit wurde insbesondere vom bekannten Anatom Dr. Julius Kollmann geschätzt. Für dessen Band "Plastische Anatomie des menschlichen Körpers. Für Künstler und Freunde der Kunst" zeichnete Büchli sämtliche anatomischen Ansichten des menschlichen Körpers. Nach weiteren Ausbildungsjahren kam er zurück nach Lenzburg. Er lebte zurückgezogen im elterlichen Haus an der Seonerstrasse von seiner und für seine Kunst. 1897 beteiligte er sich mit sieben Entwürfen in Feder und Gouache am Bundeswettbewerb für den Mosaik-Außenschmuck des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. 1904 begann die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Büchli und dem Brugger Architekten Albert Froelich mit der Abdankungshalle Rosengarten in Brugg. Sie setzte sich dann mit dem Krematorium Aarau, dem Krematorium Sihlfeld Zürich, Baubeginn 1913, und dem Vindonissa-Museum Brugg fort.

Während des 1. Weltkrieges leistete er Dienst als Artillerieoffizier.

 

 
 

Wandbilder Westseite des Angelrainschulhauses, Schabtechnik 1904

 

Die Malereien in der Abdankungshalle im Friedhof Rosengarten Brugg entstanden 1904. 1906 gestaltete er den Portikus des Schulhauses Rupperswil «NON SCOLAE SED VITAE DISCIMUS». In Wildegg findet man in der Fischer-Villa in der Eingangshalle das Fresko "Heiliger Georg und der Drache" von 1906. An der Westfassade der Turnhalle in Oberentfelden entstand 1907 ein dreiteiliges Wandbild. In der kleinen Abdankungshalle Aarau malte er 1912 als Fresko vier allegorische Figuren, sie wurden in den 1940er-Jahren übermalt und von 1983-85 wieder hergestellt. Im gleichen Jahr malte er für das Vindonissa-Museum Brugg auf 28 Eternitplatten römische Gottheiten, die an die Kapitelle montiert worden sind. Er schuf 1921 die vier großen Wandgemälde «die Propheten» im Kirchenschiff von Othmarsingen und zwei Bilder im Eingang Nord; am Haus Fischer an der Seengerstrasse 12 in Boniswil unterhalb des Daches rund ums Haus fertigte er mehrere Fresken.

 

   

 

Parzival am Wohnhaus Büchli an der Seonerstrasse, abgebrochen   Haus Bossert an der Bahnhofstrasse Lenzburg, abgebrochen  

In Lenzburg hatte es in der alten Abdankungshalle (abgebrochen 1974) 2 Wandgemälde von Büchli aus dem Jahre 1932, an seinem ehemaligen Wohn- + Elternhaus, dem Parzivalhaus (abgebrochen 1979/80), hatte es das Sgraffito Parzival und in der abgebrochenen Lagerhalle der Weinhandlung Büchli befanden sich weitere Wandbilder. Man kann aber heute noch an verschiedenen Orten in Lenzburg, im und am Angelrainschulhaus, am Dr. Haemmerli-Haus an der Poststrasse, am Haus zum "Morgenstern" an der Sägestrasse und an der Eingangstür des ehemaligen Heimatmuseums, heute Rest. Landgericht, noch Werke von ihm finden (vor der Renovation soll es hier am Erker noch Malereien, vermutlich Dekorationen, von ihm gehabt haben). Weitere Arbeiten und Werke sind im Besitz des Museums Lenzburg.

Seine Arbeiten unterzeichnete er zumeist mit Büchly, nur selten mit 'i' am Ende.

     

 

Plakat, Aargauisches Kantonalturnfest 1907   Kirche Othmarsingen, Eingang Nord rechts, 1921  
 

 

 
Ausstellung:
1934, 13.10.–21.10., Gewerbeschau Lenzburg (zeigte eine Präzisionssonnenuhr);
1943, 13.3.–19.3., Nachlassausstellung, altes Schulhaus Lenzburg.
Schrift und Quellen:
Festschrift zur Eröffnung des neuen Kantonsschulgebäudes in Aarau, Aarau 1896, S. 66f.;

Prof. Dr. Julius Kollmann, Plastische Anatomie des menschlichen Körpers, Leipzig 1901;

Th. Bertschinger, Die Sgraffito-Bilder am Schulhaus in Lenzburg, Schweizerische Bauzeitung, Heft 11, 1905;

Gesellschaft pro Vindonissa, Jahrebericht 1911/12, S. 6;
Nachruf Werner Büchli, AT 14.12.1942;

Kunstmaler Werner Büchli, Lenzburger Zeitung 10.3.1943;

Edward Attenhofer, Ein Gedenkblatt, Werner Büchli 1871-1942, Lenzburger Neujahrsblätter 1944;
Biographisches Lexikon des Kt. Aargau 1803–1957;

Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1984, S. 128;

 

 
 

Eidgenoss am "Haus zum Morgenstern"

 
Christian Klemm: Patriotismus im Rathaushof. Zu Paul Altherrs "Schlacht bei Sempach" und den Konkurrenz-Entwürfen von Werner Büchli und Paul Burckhardt 1910; in: Rheinfelder Neujahrsblätter, Bd. 48, 1992, S. 51 ff.;

Heidi Neuenschwander: Das kulturelle Leben, Die Friedhofsverlegung von 1865/67, Argovia, Bd. 106, 1994, S. 410;

Heidi Neuenschwander: Das kulturelle Leben, 5. Bildende Künste, Argovia, Bd. 106, 1994, S. 448;

Zuzana Haefeli-Sonin, Klaus Speich: Das Vindonissa-Museum in Brugg, Architekturführer, Bern 1996, S. 16,17,24;

Markus Schürpf: Kunst in Aarau, eine Stadt und ihre Sammlung, Aarau 1998;

Hans Bronni: Der Maler Werner Büchli von Lenzburg, Typoskript 2000;

Fellmann/Brogli, Das Vindonissa-Museum um 1912, Jahresbericht der Gesellschaft Pro Vindonissa, 2009, S. 107;

Stadt Aarau, Kunst im öffentlichen Raum, Aarau 2009;

Janine Gloor: Wer hat einen Büchli auf dem Estrich? in: AZ, 06.08.2020;
Fritz Thut: 150 Jahre Werner Büchly: Auf den Spuren eines verkannten Genies? in: Lenzburger Bezirks-Anzeiger, 23.09.2021;
Fritz Thut: «Michelangelo von Lenzburg» in Buchform,  in: Lenzburger Bezirks-Anzeiger, 11.11.2021;

Seidel, Marc Philipp u.a.: Helden und Propheten. Der neu entdeckte Werner Büchly und seine imposanten Bildthemen an Sakralbauten, Schulhäusern und Villen, Zürich 2021.

 

 
 

Westseite der Turnhalle Oberentfelden, 1907

 
 

12. Gilbhart 2012