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Kull, Friedrich Wilhelm (1874–1940)

 
* 28.5.1874 Niederlenz, † 11.3.1940 Niederlenz; Heimatort: Niederlenz.

Gemeindeschreiber und Hauptmann.

 

 
 

Friedrich Wilhelm Kull

 

Friedrich Wilhelm Kull kam als Sohn des Gemeindeschreibers und Grossrates Friedrich und der Anna Elisabeth Kull-Kull zur Welt. Mit seiner 5 Jahre jüngeren Schwester Anna wuchs er im Elternhaus am Dorfrain in Niederlenz auf. Das Haus war das zweitoberste auf der linken Seite, dort wo heute die Blöcke stehen, und das früher als Chüefer-Härdi-Huus bekannt war. In Niederlenz besuchte er die Gemeindeschule und anschliessend die Bezirksschule in Lenzburg. Danach machte er eine kaufmännische Lehre. Zur Erlernung der französischen Sprache begab er sich ins Welschland und bildete sich anschliessend in verschiedenen Stellen weiter, so z. B. bei seinem Onkel in der Strohindustrie in Wohlen und bei der Firma Hünerwadel und Cie. in Niederlenz, sowie in Italien.

   
  Das Elternhaus am Dorfrain in Niederlenz  

Nach dem Tode seines Vaters wählte ihn die Gemeinde Niederlenz im Jahr 1900  als dessen Nachfolger zum Gemeindeschreiber. Dieses Amt bekleidete er während rund 40 Jahren bis zu seinem Tode. Noch acht Tage vor seinem Ableben war er als Gemeindeschreiber an der Gemeindeversammlung tätig.

Nach einem Kursbesuch bestand er im April 1900 die Prüfung als Fertigungsaktuar. Neben seinem Amt als Gemeindeschreiber verwaltete er noch das Zivilstands-, Steuer- und Fremdenwesen und bekleidete die Stellen eines Gemeindefabrikaufsehers und Sektionschefs.
1903 verehelichte er sich mit Anna Keller, der Tochter des Bezirksrichters Hermann Keller. Die Gattin verstarb 1905 nach der Geburt der ersten Tochter. 1907 heiratete er Anna Ackermann von Hendschiken, mit der er ebenfalls eine Tochter hatte. Für seine Familie kaufte er anfangs des neuen Jahrhunderts das Haus, das sich der Fabrikant Johann Caspar Brunner neben seiner Fabrik an der Wildeggerstrasse gebaut hatte.
   
  Kull als Oberleutnant 1899  
Im Militär kam er bis zum Rang eines Hauptmanns der Infanterie.
Kanzler Kull muss ein resoluter und respektabler Mann gewesen sein. Es war zu seiner Zeit nicht wichtig, wer Gemeindeammann gewesen ist, dieser musste nur machen, was ihm der Gemeindeschreiber aufgetragen hatte. Er kannte die Gesetze gut und konnte auch geschickt mit dem Geld umgehen.
Wenn man seine Kanzlei betrat, schaute er einen mit einer strengen Amtsmiene über seine Brille hinweg an und hüstelte leicht. Einmal hat er einen wegen der Steuern gemahnt. Dieser ist hocherbost auf die Kanzlei gekommen und hat aufbegehrt, er solle zuerst diejenigen mahnen, die ihre letztjährigen Steuerrechnungen noch nicht beglichen hätten. Der Kanzler habe zu ihm nur gesagt: „Man muss dort mahnen, wo man Geld bekommen kann.“
   
  Kulls Haus an der Wildeggerstrasse  
Quelle und Schrift:
F. W. Kull-Ackermann, Gemeindeschreiber, Niederlenz †, in: Lenzburger Zeitung 13.03.1940;
Nachruf, in: Lenzburger Zeitung 16.03.1940;
† Friedrich Wilhelm Kull, in: Aargauisches Beamtenblatt Nr. 5, Mai 1940;

Erhard Bürgi: Weisch no?, Niederlenz 1987 (unveröffentlicht);

Familienarchiv Rusterholz, Niederlenz.
 

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20. Herbsting 2017

Stand: 11.03.20